Numismatik

Wie entsteht eine Münze?

Virtueller Rundgang durch eine Prägestätte

Künstlerische Fingerfertigkeit, solides Handwerk, präzise Technik – bei der Herstellung einer Münze ist dieses Trio Grundvoraussetzung. Vom ersten Entwurf bis zur Prägung – bis man in der Münzprägestätte die fertige Münze in der Hand hält, sind mehrere Arbeitsschritte notwendig. Hier verraten wir Ihnen, welche das sind.

Der erste Entwurf

Sobald das Thema einer Münze feststeht, machen sich die besten Münzdesigner ans Werk und entwerfen das Münzmotiv. Meistens ganz klassisch von Hand und auf Papier. Gelegentlich wird an dieser Stelle inzwischen aber auch schon computerbasiert gearbeitet. Die Münzgestaltung aller Münzen der Bundesrepublik Deutschland – von der 2-Euro-Sonderumlaufmünze, der 5-Euro-Polymerringmünze, über die 20- oder 25-Euro-Sammlermünzen aus Silber bis hin zu den 20-, 50- und 100-Euro-Goldmünzen – wird in künstlerischen Wettbewerben entschieden. Etwa acht bis zwölf Wettbewerbe dieser Art werden jährlich durch das Bundesverwaltungsamt durchgeführt – immer mit diversen Rahmenvorgaben und natürlich ausreichend Vorlauf vor dem Ausgabetermin der endgültigen Münze, die mit dem Siegerdesign entsteht. Vom Wettbewerb bis zur fertig geprägten Münze können nämlich schonmal ein bis anderthalb Jahre vergehen.

Erstellen der Modelle

Im nächsten Schritt wird der verabschiedete Entwurf auf Plastilin übertragen. Danach geht es an das Erstellen einer Positiv-Vorlage. Nach dem Übertragen wird die Grundfläche mit einem Stichel bearbeitet. Alle Bereiche, die später auf der Münze erhaben sind, bleiben stehen. Damit ist die Positiv-Vorlage fertig. Mithilfe dieser Positiv-Vorlage wird nun ein Negativ-Modell aus Gips gegossen. Zudem werden diverse Details, wie zum Beispiel Schriften, in das Modell eingeschnitten.

Erstellen eines Kunstharz-Münzmodells

Nach weiteren Arbeitsgängen und Umgüssen wird nun ein gehärtetes Kunstharz-Modell gegossen, das die sechsfache Größe der späteren Münze hat. Nun kommt die sogenannte Reduziermaschine zum Einsatz. Sie tastet das Kunstharzmodell ab und fräst es in einem verkleinerten Maßstab auf einen Stahlrohling.

Herstellung der Prägestempel

Durch das „Einsenken“ dieser Reduktion in weichem Stahl entsteht nun ein erster Stempel. Mit diesem ersten Stempel wird eine Probeprägung durchgeführt, die zeigt, ob das Werkstück noch einmal bearbeitet werden muss. Sobald alles passt, wird der fertige Prägestempel aus gehärtetem Stahl angefertigt. Damit Motiv und Schriften auf der fertigen Münze richtig erscheinen, sind sie auf dem Prägestempel spiegelverkehrt abgebildet.

Schmelzen des Rohmaterials und Münzrohling-Produktion

Das für die Münzprägung erforderliche Rohmetall, zum Beispiel Gold oder Silber, wird jetzt bei etwa 1200 Grad Celsius im Ofen geschmolzen. Anschließend wird das weiche Edelmetall in einem Band, dem Zain, gegossen und ausgewalzt. Dabei wird die für die Münzproduktion erforderliche Endstärke der späteren Münze durch mehrere Arbeitsgänge exakt ermittelt – vorher entsteht kein Münzrohling. Im vorletzten Arbeitsschritt entstehen nun die Münzrohlinge, die auch als Ronden bezeichnet werden. Diese werden aus dem Zain ausgestanzt. Der kostbare „Edelmetall-Abfall“ geht zurück in die Schmelze.

Die fertige Prägung

Geschafft! Die Münze entsteht aus der vorbehandelten Ronde – mit einem einzigen Schlag der Prägemaschine und mit der Kraft von rund 160 Tonnen, die auf beide Seiten gleichzeitig wirkt.

In welcher Prägestätte eine Münze gefertigt wurde, erkennt man übrigens am Prägezeichen. Diese Kennung, oft auch Münzzeichen genannt, ist im Grunde so etwas wie die Signatur, die auch ein Künstler unter seine Bilder setzt. Kommt Ihnen ein 2-Euro-Stück mit dem Buchstaben J in die Hände, wissen Sie sofort, dass es bei der Hamburgischen Münze geprägt wurde, während ein US-Dollar mit einem S zweifelsfrei aus der amerikanischen Prägestätte San Francisco Mint stammt.