Numismatik
Brakteat Münze - einseitig geprägte Blechmünzen
Brakteaten sind Münzen oder Schmuckscheiben, die aus sehr dünnem Blech (lat. bractea =sehr dünnes Blech) geschlagen wurden. In der Regel unterscheidet man zwischen den Brakteaten aus der Antike und denen aus dem Mittelalter. Ursprünglich »Pfennige« oder lateinisch „Denarii“ oder „Nummi“ genannt, wurde die Bezeichnung „Brakteat“ erst ab Ende des 17. Jahrhunderts gebräuchlich.
Antike
Die ältesten gefundenen Brakteaten stammen zum Großteil aus Skandinavien und sind auf die Völkerwanderungszeit und (5. Bis 6. Jahrhundert) und die Wikingerzeit datiert. Diese Brakteaten hatten allerdings noch keine Währungsfunktion, sonders fungierten als Amulette und ähnliche Schmuckstücke. Als Motive dienten zum Großteil Abbildungen von Tieren und Göttern. Experten vermuten, dass sich die Schöpfer der Schmuckscheiben dabei teilweise von römischen Kaisermedaillons inspirieren ließen.
Mittelalter
Die mittelalterlichen Brakteaten (auch „Hohlmünzen“ oder „Hohlpfennige“) wurden erstmalig in der Mitte des 12. Jahrhunderts ausgegeben.
Vorkommen und Verrufung
Der Großteil aller Münzen aus dem 12. - 14. Jahrhundert in Deutschland waren Brakteaten. Drei Nominale waren üblicherweise im Umlauf: Ein Zweipfennigstück (Blaffert) mit aufwendigem Motiv, ein Einpfennigstück mit grobem Motiv und Hohlmünzen im Wert von einem halben Pfennig. Während die Brakteaten in Deutschland nur bis ins 14. Jahrhundert geprägt wurden, stellten einige schweizerische Kantone noch bis ins 18. Jahrhundert derartige „Hohlmünzen“ her.
In einigen Städten wurden Brakteaten mehrmals Opfer der sogenannten „Münzverrufung“: Die Münzen wurden dabei offiziell durch neuere Exemplare abgelöst und die alten Brakteaten verloren ihren Wert, sodass Bürger ihr Geld in die aktuellen Münzen eintauschen mussten.
Da es sich deshalb nicht lohnte, größere Geldmengen anzusparen, stieg so kurzeitig die Kaufbereitschaft der Bevölkerung. Allerdings war eine derart instabile Währung nicht in der Interesse der Handelsstädte und so beschlossen diese, für eine neue stabilere Münze einzustehen: Der neue „ewige Pfennig“ hatte im Gegensatz zu vorher ausgegeben Münzen einen fest vorgegeben Silbergehalt.
Herstellung
Fast alle Brakteaten wurden aus sehr dünnem Silber-Blech gefertigt, es wurden allerdings auch Exemplare und Kupfer gefunden. Die Münzen erhielten in der Regel nur auf einer Seite eine Prägung. Sie wurden deshalb mit einem Stempel auf einer weichen Unterlage geprägt, sodass sich die Prägung der Vorderseite negativ auf der Rückseite abdrückte. So stand das Motiv auf der Vorderseite räumlich hervor, während es auf der Rückseite hohl blieb. Aus diesem Grund sind Brakteaten aus dem Mittelalter auch unter dem Namen Hohlpfennig bekannt. Da zusätzlich einige Prägestätten gleich mehrere Münzen übereinander prägten, ist es nicht verwunderlich, dass viele Brakteaten nur mit einem sehr unscharfen Bild in dem Umlauf kamen.
Alle Brakteaten weisen einen gebogenen Rand auf, der häufig mit Strahlen verziert ist. Außerdem trägt keine der Münzen eine Wertzahl oder ist mit einem Text geprägt, lediglich Buchstaben sind auf einigen wenigen Brakteaten zu sehen. Kurioserweise wurden viele Brakteaten gefunden, die in der Mitte geteilt waren. Experten gehen heute davon aus, dass das kein Zufall ist: Angeblich wären die Münzen einfach geteilt worden, wenn ein bestimmter Preis bezahlt werden sollte. Das dünne Münzblech habe das möglich gemacht. Der große Durchmesser der Münzen von bis zu 44 mm bot den Stempelschneidern viele gestalterische Freiheiten: Besonders die Brakteaten aus dem 12. Jahrhundert sind aus künstlerischer Sicht einzigartig.
Halb-Brakteaten
Schon ab dem 9. Jahrhundert tauchten ebenfalls besonders dünne, aber beidseitig geprägte Silber-Pfennige auf. Diese waren im 12. Jahrhundert in der Schweiz sowie in Süd-Deutschland verbreitet, also dort, wo es später auch die Brakteaten gab. Deshalb werden die sehr dünnen Münzen auch als Vorgänger des Brakteaten gesehen und erhielten die Bezeichnung Halb-Brakteat.