Numismatik
Null-Euro-Scheine: Vom Urlaubs-Souvenir zum Sammlerstück
Echt oder unecht?
Konkurrenz für Yuan, Dollar und Rubel
Positive Kettenreaktion
Ursprungsgedanke hinter den Null-Euro-Scheinen war es, den darauf abgebildeten europäischen Touristenattraktionen und Städten ein höheres Aufmerksamkeitslevel zu verschaffen – der Beginn einer positiven Kettenreaktion: Mehr Werbewirkung bedeutet fast immer mehr Besucher. Die wiederum generieren mehr Umsatz und helfen so, das kulturelle Erbe zu schützen und zu erhalten. Mancherorts hat der Null-Euro-Schein den klassischen Postkarten schnell den Rang ablaufen können. In den letzten Monaten ist dann ein wahrer Hype um die Scheinchen, die übrigens etwas größer als die 20-Euro-Banknote sind, entstanden. Laut der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wurden allein 2015 60 Millionen Null-Euro-Scheine verkauft. Die meisten Scheine bekommt man für zwei bis sieben Euro – inzwischen nicht mehr nur lokal, sondern häufig auch online.
Null-Euro-Schein wird Sammlerthema
Plötzlich waren die Banknoten der etwas anderen Art ein echtes Sammlerthema. Damit kam es auch zu einer Erweiterung der Motive. Während die Rückseite inzwischen eine Collage europäischer Sehenswürdigkeiten zeigt, reicht die Bandbreite auf der Vorderseite von Abbildungen einzelner Baudenkmäler und Museen über solche von Persönlichkeiten und historischen Ereignissen bis hin zu Motiven großer Sportveranstaltungen. Deutschlands erster Null-Euro-Schein kam 2016 aus dem Zoo Duisburg. Dabei gibt es jedes Thema und Motiv nur einmal. Selbst Veränderungen in der europäischen Gemeinschaft finden ihren Weg auf die Scheine: Seit 2017 ersetzt der Torre de Belém aus Lissabon den Londoner Big Ben in der rückseitigen Collage – zweifelsohne eine Reaktion auf den Brexit.
Die Auflage eines Null-Euro-Scheins liegt oft nur bei 5.000 bis 10.000 Stück. Auch das schraubt den Sammlerwert nach oben. Je nach Motiv und Auftraggeber kann eine Auflage aber auch mal sechsstellig werden. Mit Anlagemünzen sollte man die Souvenirscheine keinesfalls gleichsetzen. Und dennoch: Auf eBay sind Verkaufspreise von um die 100 Euro für manche Exemplare keine Seltenheit mehr.
Jagd auf Fehldrucke
Leitgedanke bleibt
Abgesang auf den Euro
Trotz rasant wachsender Motivzahl und vieler ausverkaufter Serien ist der Null-Euro-Schein auch vor Hohn und Spott nicht ganz gefeit. Manche belächeln ihn zynisch als Abgesang auf die europäische Währung. Zwei Euro in den Automaten vorm Museum werfen und dafür null Euro rausbekommen? Klingt in der Tat verrückt. Aber genau da liegt vielleicht der Reiz des Null-Euro-Phänomens: Im Kuriosen. In der Ähnlichkeit zum vertrauten Euro-Schein. Und in dem doch so markanten Unterschied zum Original mit Nennwert. Es ist ein bisschen, wie wenn Kinder im heimischen Kaufladen Miniaturen bekannter Produkte in die Regale einsortieren – ein sympathischer Mix aus Realität und Spiel. Für Freunde bestimmter Sehenswürdigkeiten, Themen oder Persönlichkeiten ist der Schein wohl vor allem ein Art Fanartikel – und eben eine willkommene Abwechslung zum Holzschuh-Schlüsselanhänger oder Gips-Eiffelturm.