Numismatik

Bullion-Fakes: So lassen Sie sich keinen falschen Bären aufbinden

Gefälschte Anlagemünzen im Materialtest

Es lohnt sich nicht, eine Silbermünze für 15 Euro zu fälschen? Weit gefehlt! Moderne Bullionprägungen zählen zu den beliebtesten Gebieten von Fälschern aus Fernost, denn offenbar schauen hier viele Käufer nicht genau hin. Dabei hilft ein prüfender Blick auf die Details der Münze, sich vor einem teuren Fehlkauf zu schützen. Der MDM-Blog hat die Bullion-Fakes außerdem einem Materialtest unterzogen und überprüft, wie viel Edelmetall sie wirklich enthalten.

Herr Li ist auf den ersten Blick ein Münzhändler, der keine Wünsche offen lässt: Die Lieferung der Münzen ist grundsätzlich kostenlos – weltweit. Gegen einen kleinen Aufpreis bietet er einen Expressversand per DHL an. Von A wie Australien bis U wie USA hat Herr Li tausende Münzen auf Lager, die er auf detailreichen Fotos präsentiert. Insbesondere für Sammler moderner Silber-Anlagemünzen hat Herr Li alles, was das Herz begehrt: Den Kookaburra aus Australien, den Panda aus China sowie den Philharmoniker aus Österreich. Die meisten dieser Münzen kosten bei Herrn Li nur ein bis zwei Dollar pro Stück. Und 98 Prozent der Kunden, das ist in seinem Profil zu lesen, sind zufrieden.

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Original
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Fälschung

Asiatische Handelsplattform wird zum Umschlagsplatz für Fälschungen

Bei Herrn Li handelt es sich freilich nicht um einen herkömmlichen oder gar seriösen Münzhändler. Er ist auf einer asiatischen Handelsplattform angemeldet, die als Umschlagplatz für Waren aller Art konzipiert war – tatsächlich wechseln hier jedoch vor allem Fälschungen von Waren aller Art den Besitzer. Mobiltelefone, Handtaschen und eben auch Münzen. Und viele der Münzen, die Herr Li und seine Mitbewerber verkaufen, landen nach mehreren Wochen in Deutschland. Auffällig: In den Bewertungen der Händler sind viele deutschsprachige Kommentare zu lesen.
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Original
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Fälschung

Silbermünzen aus Australien: Fälscher verzichten auf feine Details

Besonders schwierig fällt die Fälschungserkennung bei den modernen Silbermünzen aus – auf den ersten Blick sind die Bullion-Fakes kaum vom Original zu unterscheiden. Doch beim genaueren Hinsehen fallen Merkwürdigkeiten auf. So sind beispielsweise auf der Fälschung der Bullion-Silbermünze „Känguru“ aus Australien (2016) die Wellen im Münzhintergrund sowie das Fell des Tieres zu grob ausgebildet. Auf der Fälschung der Bullion-Silbermünze „Kookaburra“ aus Australien (2016) sind diverse Details wie die Wiese im Hintergrund oder die Klauen des Eisvogels viel zu deutlich dargestellt. Die Fälschung des 2015er Kookaburra lässt durch ihre zu dünne Randschrift und die groben Konturen der Blätter aufhorchen, der gefälschte Vogel lässt sich so leicht enttarnen.
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Original
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Fälschung

Falscher Panda ohne Fell

Besonders deutlich wird die schlampige Arbeit der Fälscher aus Fernost bei den China-Panda-Silbermünzen. Beim Panda haben sich die Betrüger offenbar keine besondere Mühe gegeben: Viele Details, wie das Fell des Tieres, wurden einfach weggelassen, zudem stimmt die Rückseite nicht mit den Original-Münzen überein. Bei Koala, Kookaburra und Co. ist es jedoch kaum verwunderlich, dass diese Bullion-Fakes inzwischen massenhaft ohne einen Hinweis im Internet verkauft werden, ohne dass die Käufer einen Verdacht schöpfen. Die Fälschungen wirken beinahe detailreicher als die Originale, die Konturen wurden klar herausgearbeitet. Und die Fälschungen werden – genauso wie die Originale – standardmäßig in einer stabilen Münzkapsel ausgeliefert.
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Original
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Fälschung

Betrüger nutzen Kleingedrucktes als Grauzone

Bei modernen Bullionmünzen wird im direkten Vergleich zwischen Original und Fälschung deutlich, wie professionell die großen Prägestätten in Australien, den USA oder Österreich arbeiten, während die Fälscher nur begrenzte Mittel zur Verfügung haben. Zudem haben fast alle Angebote, die derzeit in Online-Auktionen und Kleinanzeigen-Portalen zu finden sind, eins gemeinsam: Sie liegen deutlich unter dem aktuellen Silberpreis. Und große Rabatte bei Edelmetallen sind schlichtweg unrealistisch. Die Gewinnmargen im Bullionhandel sind gering, sodass Verkaufspreise unterhalb des aktuellen Spot-Preises darauf hindeuten, dass bei dem Verkauf etwas faul ist. Zudem lohnt auch ein Blick auf die Auktionsbeschreibungen. Fälscher setzen auf Verwirrung: Die Verkäufer versuchen, sich im Falle einer Betrugsanzeige auf die sichere Seite zu bringen, indem sie im Kleingedruckten der Artikelbeschreibung darauf hinweisen, dass kein echtes Gold verkauft wird. Wer lesen kann, ist in Bezug auf Fälschungen klar im Vorteil.
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Original
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Fälschung

Bunter Metallcocktail in Bullion-Fakes

Doch was befindet sich tatsächlich in den Möchtegern-Silbermünzen? Die Redaktion des MDM-Blog wollte es genauer wissen und unterzog drei ausgewählte Fake-Silbermünzen einer sogenannten „Röntgenfluoreszenzanalyse“. Dabei wird ein Gegenstand auf die darin vorkommenden Metalle hin durchleuchtet. Und die gefälschte Lunar-Silbermünze aus Australien enthielt gleich vier Metalle: Der Anteil von Silber lag bei nur 1,5 Prozent, den Großteil der Münze machte Kupfer aus (75 Prozent). Zudem waren noch Nickel und Eisen zu finden. Weitere Metalle, die für die Fälschungsherstellung genutzt werden, sind Kobalt, Iridium, Zinn sowie Zink – sie alle leuchten in unterschiedlichen Abstufungen silberfarben und sind somit prädestiniert für den schnellen Betrug mit modernen Silbermünzen.

Der bunte Metallcocktail der Fälscher aus Fernost hilft Anlegern jedoch dabei, ihre Silberstücke auf Echtheit zu überprüfen. Denn während Silber in seiner gediegenen Form nicht magnetisch ist und bei einer Original-Bullionmünze keine Anziehungskraft auf einen Magneten ausüben sollte, würde der Magnet bei einem Anteil der meisten genannten Metalle anschlagen.

Fotos/Grafik, wenn nicht anders ausgewiesen: Sebastian Wieschowski