Historisches Silber
Deutsche Siegestaler von 1871
Sie sind zugleich Spezialfall und krönender Abschluss deutscher Taler-Münzen: die Siegestaler von Bayern, Bremen, Preußen, Sachsen und Württemberg auf den gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg.
Die aus Silber gefertigten großen Talermünzen prägten über Jahrhunderte hinweg die deutsche Münzgeschichte. Unter der reichen Vielfalt an Ausgaben gab es immer wieder besondere Taler-Typen, die aufgrund ihres anprechenden Motivs oder Ausgabeanlasses herausragen und oftmals mit speziellen Beinamen versehen wurden.
Es wurden einige außergewöhnliche Vertreter vorgestellt, darunter der aus der Münzstätte Berlin (Prägebuchstabe „A“) stammenden Siegestaler von Preußen zum Gedenken an den Sieg im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 gegen Napoleon III.
Begonnen hatte das entscheidende Jahr mit einem aus deutscher Sicht fulminanten Auftakt: Am 18. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal des von deutschen Truppen besetzten Schlosses Versailles der Preußenkönig Wilhelm I. zum deutschen Kaiser proklamiert, was zugleich die Geburtsstunde des unter preußischer Führung vereinten Deutschen Reichs war. Noch aber dauerten die Kriegshandlungen an.
Zwar war Frankreichs Kaiser Napoleon III., der im Juli 1870 Preußen den Krieg erklärt hatte, bereits in der Schlacht von Sedan am 2. September desselben Jahres gefangen genommen worden. Doch das zur Dritten Republik umgewandelte Frankreich gab sich nicht geschlagen und kämpfte weiter.
Bayern und Bremen ehren den Frieden von Frankfurt
Preußens Wilhelm I. war es allerdings im November 1870 gelungen, auch die süddeutschen Staaten Baden, Bayern und Württemberg, mit denen er bereits bei Kriegsbeginn geheime Verteidigungsbündnisse geschlossen hatte, zum Beitritt in den Norddeutschen Bund zu bewegen. Aus diesem wurde zwei Monate später nach der Kaiserproklamation in Versailles das Deutsche Reich, das ebenda am 26. Februar 1871 den Vorfrieden von Versailles schloss, der die offiziellen Kriegshandlungen beendete.
Der endgültige Friede von Frankfurt folgte am 10. Mai 1871, was auf zwei Gedenktalern von Bayern und Bremen explizit verewigt wurde die Ausgabe von offiziellen Gedenkmünzen in der neuen Mark-Reichswährung wurde erst im Juni 1900 gesetzlich erlaubt.
Mit einem besonders anmutigen Motiv wartet der bayerische Friedens- bzw. Siegestaler auf, der eine seitlich thronende, weibliche Allegorie mit Lorbeerkranz und Füllhorn im Arm sowie einem Lorbeerbaum dahinter präsentiert. Die Umschrift lautet: DURCH KAMPF UND SIEG ZUM FRIEDEN, dazu ist am unteren Münzrand in kleineren Lettern zu lesen: FRIEDENSSCHLUSS ZU FRANKFURT A.M. 10 MAI 1871.
Der rechts darüber aufgeprägte Name „VOIGT“ steht für den Medailleur Carl Friedrich Voigt, während das Ludwig-Porträt von Johann Adam Ries mit Münzsignatur „J. RIES“ stammt.
Deutlich spartanischer fällt das Münzmotiv der Freien Hansestadt Bremen aus, das lediglich aus der Aufschrift „ZUR ERINNERUNG AN DEN GLORREICH ERKÄMPFTEN FRIEDEN VOM 10 MAI 1871“ besteht, umsäumt von einem Eichenkranz und dem Hanseatenkreuz oben.
Die andere Münzseite ziert kein Herrscherporträt, sondern das gekrönte Bremer Stadtwappen mit Nennwertangabe „EIN THALER GOLD“. Schließlich galt in Bremen – als Unikum in Deutschland – bis zur Einführung der Kaiserreich-Mark die Thaler-Gold-Währung, nach der fünf Taler einem Louis d’or zu sechs Gramm Feingold entsprachen.
Auf den bis dato regional gültigen Münzfuß verweist auch die Angabe „EIN THALER – XXX EIN PF.(UND) F.(EIN)“ in der Umschrift des Siegestalers von Sachsen, wonach dreißig Taler aus einem Zollpfund (500 Gramm) Feinsilber geprägt wurden.
Das reichlich ausgeschmückte, glorifizierende Münzmotiv präsentiert einen geflügelten Genius zu Pferde mit der deutschen Adlerfahne in der Rechten, während im Hintergrund unten elf vereinigte Fahnenstangen hervorlugen. Darunter sind zwei mit einem Lorbeerkranz verbundene Palmzweige und die Jahreszahl 1871 platziert. Hier ist umseitig wieder der Landesfürst porträtiert, in dem Fall Sachsens König Johann, während das aufgeprägte „B“ nicht für die damalige Münzstätte Hannover (mit Prägebuchstabe „B“) steht, sondern für den Dresdner Münzmeister Gustav Julius Buschick.
Siegesallegorien von Sachsen und Württemberg
Auch der württembergische König wählte für seinen Siegestaler ein allegorisches Münzmotiv. Es stellt einen Engel mit Palmzweig in der Linken dar, der über Kriegstrophäen und zwei Lorbeerkränzen mit den Jahreszahlen 1870 und 1871 schwebt.
Die Umschrift lautet: MIT GOTT DURCH KAMPF ZU SIEG UND EINIGUNG. Damit hat der beauftragte Medailleur Christian Schnitzspahn, dessen Signatur „C. Sch. F.“ am Münzrand unten links zu erkennen ist, auf den historisch bedeutsamen Umstand hingewiesen, dass der Sieg im Deutsch-Französischen Krieg die lange herbeigesehnte Grundlage für die Gründung des Deutschen Kaiserreichs schuf.