Deutschland 1918/19: Es sind dramatische Zeiten: Der Erste Weltkrieg ist verloren, Unruhen erschüttern Staat und Gesellschaft, der Kaiser wird zur Abdankung gezwungen und flieht ins Exil. Das Deutsche Reich liegt als Kriegsverlierer in Trümmern. Außenpolitisch bedrängt, keimt im Inneren die Novemberrevolution auf, die erste deutsche Republik wird ausgerufen. Wenig später beschließt die Nationalversammlung eine parlamentarisch-demokratische Verfassung – der Beginn der Weimarer Republik und einer numismatisch wechselhaften Zeit.
Im 50-Pfennig-Stück – bis heute eines der besonderen Einzelstücke deutscher Münzgeschichte – findet die junge Demokratie 1919 ihre erste Münze. Statt des bis heute genutzten Adlers – ein Wappen-Emblem steht damals noch nicht fest – zeigt sie noch eine Ährengarbe.
Die Goldenen Zwanziger begehren auf mit der Sehnsucht nach Normalität. Obwohl die nur 14 Jahre währende Weimar-Ära (1919 bis 1933) stets gegen Negativeinflüsse zu kämpfen hat, entwickelt sie sich kulturell und wissenschaftlich zur Blütezeit. Die seit 1871 gültige Golddeckung der Mark ist längst aufgehoben. Wegen der schnellen Geldentwertung beschränkt man sich auf wenige Nominale. Notgeld, häufig auch aus Papier, ist umso verbreiteter – mehr als 50.000 Arten mit so skurrilen Nennwerten wie 500 Milliarden Mark sind im Umlauf.
Sammlerstücke dieser Zeit machen noch heute Millionäre – wenn auch nur theoretisch. 1923 mündet die Inflation, nicht zuletzt in Folge hoher Reparationszahlungen, in eine Hyperinflation, die erst durch die Umstellung auf die Renten- bzw. ab 1924 Reichsmark gestoppt werden kann.
Numismatisch läuft gerade die späte Weimarer Republik nochmal zu Höchstform auf: Geschichte, Kultur, Politik, Technik – es ist keine Erfindung der heutigen Zeit, diese Themen auf Münzen zu prägen. Dank der Vielfalt und Darstellungskraft ihrer Motive genießen die in Silber geprägten Zeitzeugen der Weimarer Republik enormen Seltenheits- und Sammlerwert. Nur kurze Prägezeiten und die bald folgenden Kriegswirren tun ihr Übriges.
Insgesamt 28 Gedenkmünzen verewigen während der Weimarer Republik so legendäre Themen wie das Luftschiff Graf Zeppelin, den Dichter Johann Wolfgang von Goethe oder den Minnesänger Walther von der Vogelweide. Als Währung überdauert die Reichsmark schließlich die Weimarer Republik, das Dritte Reich und sogar den Zweiten Weltkrieg.