Numismatik

Groschen Bedeutung

Groschen

Kaufen Sie manchmal noch Groschenware? 

Schmökern Sie womöglich manchmal in einem Groschenroman - obwohl Sie ihn längst mit Euro und Cent bezahlen? Natürlich, der Groschen ist längst ausgestorben. Allerdings nicht erst seit der Abschaffung der D-Mark, wie viele denken.
Tatsächlich wurde der Groschen offiziell schon 1871 abgeschafft zur Einführung der Mark. Damals sollte den regionalen Währungen ebenso ein Ende bereitet werden wie der Kleinstaaterei. Währung des neuen Kaiserreichs wurde die Mark, die ursprünglich ein Maß für Edelmetall war. 

Der Groschen hat eine weit längere Geschichte. Eingeführt hatte ihn Graf Meinhard II. von Tirol bereits 1271 in Meran. Er ersetzte damit die alte römische Münze Denar. Groschen waren zwölf, manchmal auch zehn Pfennige wert. Anfangs entsprach der Wert des Groschens noch dem des Metalls, aus dem er geprägt war: reinem Silber. 

Das Wort Groschen kommt von lateinisch grossus denarius turnosus "dicker Pfennig von Tour" abgeleitet, auf französisch Gros tournois. Nach dem Vorbild des Gros tournois wurden um 1300 die Prager Groschen und 1338 die Meissner Groschen gestaltet. Diese wiederum beeinflussten fast das ganze deutsche Münzwesen, so dass der Groschen zu 12 Pfennigen eine weitverbreitete Handelsmünze wurde. Heute gibt es Groschen nur noch in Österreich. In Deutschland wurden umgangssprachlich Zehnpfennigstücke so genannt. 

Der Groschen hat die deutsche Sprachgeschichte nachhaltig geprägt. Eine Parkuhr nannte man früher scherzhaft ein "Groschengrab", in Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" schrieb die Münze sogar Theatergeschichte. Der Groschen taucht in vielen Sprichwörtern auf: 

- Wer einen Groschen einnimmt und vier ausgibt, braucht keine Börse. 
- Wer einen Groschen hat und Brot, der leidet keine Not. 
- Wer einen Groschen spart, hat zwei verdient. 
- Wer einen Groschen um Gottes willen gibt, bekommt zwei wieder. 
- Wer einen Gulden kann sparen, soll gern einen Groschen lassen fahren. 

Soll damit nun Schluss sein? Nur weil wir den modernen Euro in der Hosentasche klimpern lassen? Keineswegs. Denn der Groschen war schon zu Zeiten der D-Mark veraltet - außer in Österreich, dort bestand er bis ins Jahr 2001. 

In der Sprache hatte der Groschen jedoch auch in Deutschland überlebt. Weil die Deutschen die Münze nicht einfach aussterben lassen wollten und der Volksmund mitunter über ein langes Gedächtnis verfügt, nannte man das Zehn-Pfennig-Stück weiterhin Groschen - bis zum Tage der Einführung des Euro. Und so ganz ist er immer noch nicht aus dem Sprachgedächtnis verschwunden. 

So gesehen gibt es keinen Grund, das Zehn-Cent-Stück nicht einfach ebenfalls Groschen zu nennen, wie einstmals das Zehn-Pfennig-Stück. 

In Süddeutschland hielt sich beispielsweise lange Zeit die Bezeichnung Kreuzer, obwohl die gleichnamige Münze gemeinsam mit dem Pfennig abgeschafft worden war und heute nur noch in Entenhausen als Währung üblich ist. 

Ob sich der Groschen erhalten lässt, wird die Zeit zeigen. Denn auch wenn wir längst in Euro und Cent berappen müssen, gilt weiterhin: Wer den Groschen nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.