Numismatik

Vermünzte Sprache: Geldsprichwörter und ihre Herkunft

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Redewendungen rund um Geld und Münzen bestimmen Sprache

Geldsprichwörter sind fest in unserem sprachlichen Alltag verankert. Aber warum werfen wir Geld zum Fenster raus oder haben es auf der hohen Kante? Wir nehmen ein paar bekannte Redewendungen rund ums Geld unter die Lupe.

Münzen und Bibelzitate haben vor allem eins gemeinsam: Beide begleiten uns beinahe täglich in unserem Sprachgebrauch – und das nicht selten, ohne, dass wir uns dessen überhaupt bewusst sind. So sehr Sprache sich auch wandelt, viele Sprichwörter überdauern Generationen und Jahrhunderte – besonders solche, die sich rund um Münzen und Geld im Allgemeinen drehen. Immerhin bestimmt Geld wesentliche Teile unseres Alltags. Das ist dann auch einer der Gründe für seine zahlreichen Synonyme. Zaster, Moneten, Mäuse, Kohle? Kennt man! Dagegen kommt uns die Herkunft vieler Geld-Sprichwörter schon nicht mehr so leicht über die Lippen. Denn oftmals wissen wir schlicht nicht, wo diese Phrasen einst ihren Ursprung nahmen.

Geld zum Fenster rauswerfen

Bedeutung: Geld verschwenden

Wer heute sprichwörtlich Geld zum Fenster heraus wirft, tritt dabei der Überlieferung nach in kaiserliche Fußstapfen aus dem Spätmittelalter. Zwischen 1663 und 1806 tagte im Rathaus von Regensburg der Immerwährende Reichstag des Heiligen Römischen Reiches. Für die Kaiser jener Zeit sei es Brauch gewesen, dem armen Volk aus dem Fenster Münzen zuzuwerfen. Dass es sich bei besagten Münzen aber um Steuern der Bürger handelte, sorgte schnell für die einhellige Meinung “Der wirft das Geld zum Fenster raus”. Eine Redewendung, die man Geldverschwendern – inzwischen selbstverständlich nicht mehr nur in Regensburg – noch heute gern entgegenbringt.

Auf Heller und Pfennig

Bedeutung: restlos, vollständig (zurückzahlen)

Leiht man sich Geld, möchte man es meistens auf Heller und Pfennig zurückzahlen. Moment: Heller haben wir ja gar nicht mehr im Portemonnaie oder auf dem Konto, bestenfalls im Sammelalbum. Gut, dann bis auf den letzten Pfennig. Oder, nein, seit 2002 hierzulande auch bis auf den letzten Cent. Erst dann ist die eigene Schuldigkeit vollständig erfüllt. Heller, erstmals geprägt im 12. Jahrhundert, und Pfennig, geprägt bereits seit dem achten Jahrhundert, stehen in dieser Redewendung Pate, weil beide als kleine Scheidemünzen nur einen geringen Wert hatten. Mit der Währungsumstellung wandelten sich zwar auch manche Geldsprichwörter, verbal werden Schulden aber nach wie vor überwiegend in Hellern und Pfennigen getilgt.

Geld auf der hohen Kante haben

Bedeutung: Ersparnisse/Reichtümer besitzen

Banken waren schon im Mittelalter hier und da Zweifeln der (potentiellen) Kundschaft ausgesetzt. So kam es, – auch das halten viele Sparer heute noch so – dass man seine Ersparnisse häufig lieber ohne Zinsen zuhause versteckte, anstatt sie zur Bank zu bringen. Als heimischer Tresor dienten bevorzugt kleine Geheimfächer in Möbeln. Besonders beliebt: Jene hohe Kante in alten Truhen oder Betten. Eben die hohe Kante.

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Der Groschen ist gefallen

Bedeutung: etwas wurde (endlich) verstanden

Während bei Julius Caesar in Rom noch die Würfel gefallen (Lateinisch „alea iacta est“) sind und eine Entscheidung damit unumstößlich getroffen wurde, fällt bei uns noch heute der Groschen … nämlich immer dann, wenn wir etwas endlich verstanden haben. Diese jüngere Redewendung hat ihre Herkunft in alter Automatentechnik, die man bevorzugt mit 10-Pfennig-Münzen, also Groschen, fütterte. Spielzeug, Süßigkeiten, Briefmarken – „Groschengräber“ gab es beinahe mit allen erdenklichen Dingen im Innern. Das Wunschprodukt ließ jedoch dank uriger Mechanik gern so lange auf sich warten, bis der Groschen endlich hineinfiel. Ähnlich ist es manchmal mit unserem Gehirn – es dauert einfach etwas länger, ehe die Mechanismen in Gang kommen. Auch in Sachen Literatur hat der Groschen sich in unserem Sprachgebrauch eingenistet: Billig produzierte Romane in Massenauflagen tragen häufig den zweifelhaften Titel „Groschenroman“.

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert

Bedeutung: Kleine Beträge zu schätzen wissen auf dem Weg zum großen Gesamtergebnis

Schon bei Martin Luther hieß es „Wer den Pfennig nicht achtet, der wird keines Guldens Herr“. Aus dem Gulden wurde ein Taler, später gelegentlich auch mal eine Mark und heute hin und wieder ein Euro. Das ist der Lauf der Dinge: Sprache bleibt, aber sie passt sich an. Die Redewendung ermahnt uns, stets auch die kleinen Dinge – seien es nun Münzen oder doch etwas anderes – zu schätzen. Eine kleine Lektion in Sachen Demut und Beharrlichkeit. Denn schlussendlich ergeben viele kleine Münzen auch eine größere Summe. Und wer mit Ersteren verantwortungsvoll umgeht, wird es im größeren Rahmen kaum schlechter machen.

Kohle scheffeln

Bedeutung: Geld verdienen/ansparen

Etwa im 18. Jahrhundert wurde Geld schließlich auch zu Kohle: nämlich durch die Redewendung „Der Schornstein muss rauchen“, will heißen: Ohne Geld und Nahrung geht nichts. Kohle als Brennstoff zum Heizen war der verlängerte Arm dieser Erkenntnis. Gescheffelt wird die Kohle in Anlehnung an die alte Maßeinheit „Scheffel“, die auch im Bergbau zum Tragen kam.