Angsttaler und "Gottloser Florin"
Angsttaler und "Gottloser Florin"
Herrscher in ganz Europa unterstrichen ihren Anspruch gerne mit dem Kürzel V.G.G. (von Gottes Gnaden), das Aussagen sollte, dass das Recht zu herrschen direkt auf den Willen Gottes zurückzuführen sei.
Im März des Jahres 1848 fanden in vielen Ländern Deutschlands politische Unruhen satt. Die revolutionären Forderungen nach mehr Demokratie und garantierten Bürgerrechten waren in ganz Europa verbreitet. Während dieser Zeit wurde der von Gott gegebene Herrscheranspruch im Gegensatz zur Idee der Volkssouveränität gesehen.
Zur numismatischen Geschichte der Revolution von 1848 gehören der sogenannte "Angsttaler" von Mecklenburg-Schwerin und der des Königreiches Hannover, auf denen im Revolutionsjahr nicht die übliche Bezeichnung V.G.G (von Gottes Gnaden) geprägt wurde. Auch in England erschien 1849 eine ähnliche Münze, der sogenannte "gottlose Florin" von Königin Victoria, auf dem ebenfalls der Zusatz dei gratia (von Gottes Gnaden) fehlte.
Angsttaler in Mecklenburg-Schwerin
Zu dem 1848 unter Großherzog Friedrich Franz II. (1842-1883) geprägten, unter Sammlern sogenannten Angsttaler wird gesagt, dass das sonst in der Münzumschrift übliche Kürzel V.G.G. (VON GNADEN GOTTES) aus Angst vor den revolutionären Unruhen des Jahres als Inschrift weggelassen wurde. Allerdings hat sein Vorgänger, Großherzog Paul Friedrich (1837-1842), der allerdings keine Taler prägen ließ, auf anderen Nominalen auch schon auf den Hinweis des Gottesgnadentums verzichtet. Erst die folgende Talerprägung im Jahr 1864 erhielt das Zusatz-Prägung als Randinschrift wieder.
Angsttaler im Königreich Hannover
Bereits Wilhelm IV., der von 1830 bis 1837 regierte, ließ die größeren Nominale seiner Münzen mit dem Zusatz V.G.G. hinter seinem Namen bedrucken. Auch der Herrscher des Königreiches Hannover während des Revolutionsjahres 1848, Ernst August, der von 1837 bis 1851 regierte, galt als besonders konservativ.
In den meisten Fällen seiner höheren Nominale vom Sechsteltaler bis zur 10 Talergoldmünze hat er die übliche Umschrift "ERNST AUGUST V.G.G. KOENIG V. HANNOVER" fortgeführt. Allerdings wurde in den Jahren 1848/49 ein taler geprägt, der den Zusatz "V.G.G." nicht enthielt. Dies wurde und wird als Zugeständnis an die Revolutionären gedeutet, da Ernst August gleichzeitig auch einen damaligen Oppositionsführer als Innenminister berief und gleichzeitig das Gottesgnadentum der Herrscher ein Hauptkritikpunkt der demokratischen Bewegung war. So versuchte Ernst August weitere politischen Unruhen während dieser Zeit zu vermeiden, da das Weglassen des Kürzels auch keinen direkten Machtverlust für ihn bedeutete.
"Gottloser Florin" der Königin Victoria
1849 wurden die ersten Silber-Florins von Königin Victoria mit einem Durchmesser von 28 mm und einem Gewicht von 11,3 g ohne das sonst übliche Kürzel "D.G." (dei gratia - von Gottes Gnaden) geprägt. Auch die oft verwendete Inschrift "fidei defensor" bzw. "fidei defensatrix" - Verteidiger bzw. Verteidigering des Glaubens, wurde nicht benutzt. Aus diesem Grund wird die Münze oft als "gottloser Florin" (Godless Florin/ Graceless Florin) bezeichnet. Allerdings war diese Münze aufgrund der ungewöhlichen Gestaltung unbeliebt und wurde aus 1851 durch den "Gothic Florin" abgelöst, der wieder auf das Gottesgnadentum der Herrscherin hinwies.