Numismatik

5-Euro-Münze mit Polymerring

Deutschlands erstes 5-Euro-Stück „Blauer Planet Erde“

Vor internationalem Publikum wurde auf der World Money Fair 2016 Deutschlands erstes 5-Euro-Stück „Blauer Planet Erde“ mit lichtdurchlässigem Polymerring vorgestellt.

Noch vor der Erstausgabe dieser Weltneuheit am 14. April 2016 war das Stück in Spiegelglanz bereits komplett ausverkauft!

Noch nie zuvor hat das Bundesfinanzministerium zur Ankündigung einer neuen Münze so gewirbelt: Es wurde ein aufwändiger TV-Spot gedreht, eine eigene Internetseite eingerichtet und preisgekrönte Produktdesigner mit einer exklusiven Verpackung beauftragt. Anzeigen wurden geschaltet, die Presse mit Informationen versorgt und ein Staatssekretär nahm persönlich die Präsentation der Münze vor.

Die Rede ist von der ersten deutschen 5-Euro-Münze mit dem Motiv „Blauer Planet Erde“. Aber nicht das Thema und der aus D-Mark-Zeiten wohlvertraute, neue Euro-Nennwert machen das Geldstück zur „Weltneuheit“. Was die sonst eher zurückhaltenden Ministerialen in Berlin stolz zum Superlativ greifen ließ, ist die innovative Prägetechnik dieser Gedenkmünze.

Erstmals wird durchscheinender Spezialkunststoff eingesetzt, der den äußeren Ring und das Mittelstück (Pille) einer Kupfer-Nickel-Bimetallmünze trennt und zugleich verbindet. Im Gegenlicht leuchte der millimeterfeine Polymerring in Blau und passt damit perfekt zum Weltraumthema der neuen Münze.

Vorderseite der 5-Euro-Münze "Blauer Planet" mit blauem Polymer-Ring

Künstler: Stefan Klein & Olaf Neumann

Die Bildseite des Kerns zeigt in Art einer geprägten Punktmatrix die Erde, während der äußere Metallring das Weltall symbolisiert. Eingebettet zwischen diese beiden Motivbestandteile ist der Polymerring, dessen leuchtendes Blau das Erdenrund wie eine schützende Lufthülle umgibt. Das transparente Material wird dabei „instinktiv als Atmosphäre der Erde“ wahrgenommen, wie die Jury im Münzwettbewerb formulierte.

 

Erste deutsche Münze ohne Bildseiten-Aufschrift

Der Entwurf stammt von den Designern Stefan Klein und Olaf Neumann aus Iserlohn, die mit Ihrer Agentur „KN“ (daher auch das Münzzeichen) vielen Sammlern als Briefmarkengestalter bekannt sind. Die Adlerdarstellung schuf die Berliner Bildhauerin Alina Hoyer.

Das neue 5-Euro-Stück ist übrigens die erste Münze der BundesPorepublik Deutschland, die keine Aufschrift in Form von Buchstaben oder Zahlen auf der Bildseite aufweist – vom Künstlerkürzel „KN“ einmal abgesehen. Das Thema wird dafür gleich zweifach in der Randschrift genannt: „BLAUER PLANET ERDE“.

Der Adler auf dem Kern der Wertseite wird auf dem äußeren Ring umgeben von den zwölf Europasternen und der Landesbezeichnung „BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“ sowie der Jahreszahl 2016, dem Prägebuchstaben und natürlich der Angabe des Nominals.

Die neue deutsche 5-Euro-Gedenkmünze wiegt neun Gramm, hat einen Durchmesser von 27,25 Millimetern und besteht aus Kupfer- Nickel (CuNi) in unterschiedlicher Legierung: einmal CuNi25 (mit 75 Hundertteilen Kupfer) und dem optisch identisch wirkenden CuNi19. Zusammen mit dem blauen Kunststoffring handelt es sich also um eine Münze aus drei unterschiedlichen Werkstoffen, die mit ihrem englischen Fachbegriff international als „Tri-Material-Coin“ bezeichnet wird.

Acryl-Box der 5-Euro-Münze

Die Münze soll auch junge Sammler ansprechen

Bei der öffentlichen Präsentation der 5-Euro-Gedenkmünze anlässlich der World Money Fair durch den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Dr. Michael Meister, gab dieser sich zuversichtlich, dass diese besonders innovative Münze vor allem auch junge Zielgruppen ansprechen werde und er kündigte an: „Wir beabsichtigen, auch in den nächsten Jahren weitere Münzemissionen mit einem farbigen Polymerring herauszugeben“.

Nicht nur eine Einzelmünze, sondern eine ganze Polymerring-Serie wurde also aus der Taufe gehoben, die außerordentlich erfolgreich gestartet ist: Trotz einer kurzfristig beschlossenen Auflagenerhöhung von 1,5 auf zwei Millionen Stück in Normalprägung, ist die Gesamtmenge bereits durch Vorbestellungen überzeichnet. In der höchsten Prägequalität „Spiegelglanz“ war die Münze kurz nach der World Money Fair sogar offiziell ausverkauft.

Bestellungen wurden von der amtlichen Versandstelle nicht mehr entgegengenommen. Und das bei einer Auflage von stolzen 250.000 Exemplaren – das ist immerhin rund das Doppelte der Spiegelglanz-Auflagen deutscher 20-Euro-Silbermünzen!

Ausgeliefert wird die Münze in der Premiumausführung übrigens in einer glasklaren Designerkassette aus Kunststoff, die mit einem blauen Gummiband verschlossen ist (siehe Abbildung auf Seite 11). Sie wurde entworfen und produziert von der mit vielen Designpreisen ausgezeichneten Firma Koziol („Made in Germany“) im Odenwald.

Mit ein Grund für die hohe Nachfrage dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass sich das 5-Euro-Stück, das zu gleichen Teilen in allen fünf deutschen Staatsmünzen geprägt wird, nicht nur – wie sonst üblich – durch verschiedene Prägebuchstaben unterscheidet. Erstmalig kommt ein weiterers Erkennungsmerkmal hinzu: Die durchscheinenden Polymerringe sind in verschieden Blautönen eingefärbt – einer je Prägestätte.

Unterschiedliche Blautöne für jede Münzstätte

Der Kenner sieht also schon beim Blick auf die Farben, wo die jeweilige Münze hergestellt wurde. Allerdings ist das in der Praxis recht schwierig, denn die Farbnuancen ähneln sich teilweise und so können oft nur im direkten Vergleich die Unterschiede etwa zwischen München „D“ und Hamburg „J“ erkannt werden, die beide einen sehr dunklen Blauton haben. Ebenso ist das Hellblau von Berlin „A“ und Stuttgart „F“ leicht zu verwechseln.

Dennoch: Der Komplettsammler wird unbedingt alle Varinaten besitzen wollen und so die Münze fünf Mal kaufen, was die verfügbare Auflage weiter merklich reduzieren wird.

Rückseite der 5-Euro-Münze "Blauer Planet" mit blauem Polymer-Ring

Künstlerin: Alina Hoyer

Polymerring als Sicherheitsmerkmal

Das aus numismatischer Sicht besonders Gelungene an der Münze ist die Tatsache, dass es sich bei dem durch-scheinenden Kunststoffring nicht um einen „Gag“ handelt, der zwar eine Weltneuheit darstellt, aber im Grunde keinen praktischen Nutzen für die Münze als Zahlungsmittel hat. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Polymereinlage ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklungsarbeit zur Verbesserung der Fälschungssicherheit bei Münzen.

Das Projekt im Auftrag der EU-Kommission wurde federführend von den beiden deutschen Münzdirektoren Günther Waadt (Bayerisches Hauptmünzamt München) und Dr. Peter Huber (Staatliche Münzen Baden-Württemberg) vorangetrieben. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbank, dem Rondenhersteller Saxonia EuroCoin, dem Prägepressenproduzenten Schuler und der Automatenindustrie sollten neue Methoden erarbeitet werden, die Münzen sicherer vor Fälschungen machen.

Eine transparente Einlage im Metall der Münze ist ein solches Sicherheitsmerkmal, das sowohl mit bloßem Auge als auch von den Prüfgeräten von Verkaufsautomatenleicht erkannt werden kann.

Allerdings musste dafür ein Kunststoff gefunden werden, der spezielle Eigenschaften aufweist. Vor allem muss er beständig seine gegen extreme Kälte und Hitze, gegen Wasser, Chemikalien und UVStrahlung. Er muss hohen mechanischen Belastungen standhalten, aber dennoch plastisch verformbar, also prägbar sein und darf weder elektrisch leitfähig noch giftig sein. Der Werkstoff, der all diese Eigenschaften erfüllt, wurde schließlich in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt und zertifiziert.