Adlergroschen

Die erste Mehrpfennigmünze des deutschen Sprachraums

Der Adlergroschen (ital. Grosso aquilino) ist die erste Mehrpfennigmünze des deutschen Sprachraums. Das Nominal wurde erstmals ab 1259 unter Graf Meinhard II. von Görz-Tirol (1238–1295) und seinem Bruder Albert I. (um 1240–1304) in Meran geprägt. Graf Meinhard II. von Görz-Tirol kam im Jahr 1259 aus der Gefangenschaft des Salzburger Erzbischofs frei und trat sein Erbe an. Er erhielt bei der Erbteilung im Jahr 1271 die Grafschaft Tirol und begründete die Tiroler Linie der Mainhardiner.

 Adlergroschen, ca. 1258 -1271

   

Im Laufe der Jahre erkämpfte und erwarb er weiterhin die Lehen von Trient und einige Besitzungen am Inntal. Als Anhänger und Helfer König Rudlofs I. erhielt Meinhard II. außerdem im Jahr 1276 Kärten und Krain erst als Pfand und 1286 Kärnten als Lehe. Seine Frau Elisabeth gründete 1273 das Zisterzienserstift Stams, was als die Begräbnisstätte der Meinhardiner gilt. Der Adlergroschen verbreitete sich schnell im oberitalienischen Wirtschaftsraum, wo er mehrfach nachgeahmt wurde, wie zum Beispiel in Mantua, Padua, Treviso, Verona und Vicenca. Der Wert der Münze entsprach ca. 20 Bernern, weswegen sie auch "Zwanziger" genannt wurde. Der Name leitet sich von dem Adler der Vorderseite ab. Die Rückseite zeigt ein Kreuz.

Münzschatz von Padua

Um 1840 wurde bei Padua ein Münzschatz, bestehend aus über 4.000 Münzen, entdeckt. Mit Ausnahme von 6 Münzen aus Bolgna/Modena handelt es sich ausschließlich um Adlergroschen aus Tirol, aus den Prägestätten von Meran, Treviso, Padua, Vincenca und Mantua. Desweiteren sind Kreuzer aus gleichen Münzprägestätten enthalten. Der Münzschatz wurde um 1329 verborgen, als Heinrich, ein Sohn Meinhards II. von Görz-Tirol, Herrscher über große Teile Oberitaliens war. Ab 1321 war der Regent auch kaiserlicher Vikar von Padua. Der Schatz enthält 21 Paduaner Adlergroschenbeischläge (ital. Aquilini) mit dem Wappen von Ulrich von Pfannberg und 80 Aquilini mit dem Wappen von Engelmar von Villanders. Beide sind ehemalige Stadthauptleute von Padua.

Desweiteren handelt es sich bei fast 40% der gefundenen Münzen um die in der Regierungszeit Meinhards II. geprägten Meraner Münzen. Somit sind die Meraner Adlergroschen und die italienische Nachbildung Aquilini stark in der Mehrzahl gegenüber den Meraner Kreuzern und der italienischen Nachbildung (Tirolini). Das Fehlen anderer Münzen aus der damaligen Region lässt vermuten, dass es an der mangelnden Verfügbarkeit anderer Münzen lag. Beispielsweise wurde der venezianische Metapane aus ökonomischen Gründen zeitweise nicht geprägt, da die Lagunenstadt aufgrund stark steigender Silberpreise das zeitweilige Einströmen tirolischer Währungen tolerierte und begrüßte. So breiteten sich die Meraner Adlergroschen nicht nur in den Regionen um Padua und Treviso aus, sondern auf das gesamte Oberitalien. Vermutlich wurde der Münzschatz um 1329 verborgen, da Padua im Jahre 1328 durch Cangrande della Scala eingenommen wurde, dem auch ein Jahr später die Einnahme von Treviso gelang. Heute befindet sich der Münzschatz in einer permanenten Ausstellung in der Bozner Niederlassung der Südtirioler Landessparkasse, welche ihn im Jahr 1986 komplett erworben hat.