Numismatik

Die Geschichte des Geldes

Von den Frühformen des Geldes bis zum Mobile Payment

Zur Numismatik gehört sowohl die Erforschung einzelner Münzen als auch der geldgeschichtliche Zusammenhang von Münzen und Münztypen. Aber wie ist es überhaupt im Lauf der Geschichte zur Entstehung von Münzen gekommen? Aus Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, stammen die ältesten Überlieferungen über Geld. In Europa begann die Geschichte des Geldes Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit dem letzten lydischen König Krösus, dessen sprichwörtlicher Reichtum eng mit Münzen verbunden war.

Es ist nicht genau bekannt, wann Geld zum ersten Mal benutzt wurde. Aber schon 3000 Jahre alte sumerische Keilschrift-Tafeln nannten Preise und Gewichte. Damals wurde noch Ware gegen Ware getauscht. Das war nicht gerade praktisch: Der Bauer brauchte schließlich nicht immer ein Fell, wenn der Jäger von Ihm einen Sack Korn haben wollte. Und wenn der Fischer einen besonders guten Fang machte, verdarb vielleicht ein Teil davon, ehe einen Handelspartner gefunden hatte.

Es musste also ein Tauschobjekt gefunden werden, dessen Wert alle Beteiligten überzeugte. So entstanden vormünzliche Zahlungsmittel, auch Primitivgeld genannt, in den merkwürdigsten Formen: seltene Federn und Schneckenhäuser etwa, Mineralien und metallische Gebrauchsgegenstände, Salzbrocken, Perlen oder Kakaobohnen.

Dieses Naturalgeld wurde auch als Zwischentauschmittel genutzt. Es wurde nicht mehr Ware gegen Ware, sondern Ware gegen Naturalgeld getauscht, welches dann wiederum gegen eine andere Ware, die eigentlich gewünschte, getauscht wurde.

Der nächste Schritt auf dem Weg zum Münzgeld

Erst die Erfindung und Entwicklung von Balkenwaagen schuf die Grundlage für gemünztes Geld. Der Wert der ersten Münzen bemaß sich nach ihrem Materialwert, also dem Metall, aus dem sie geschlagen waren, und dessen Gewicht. Damit war das Metallgeld die nächste, praktischere und weitverbreitete Entwicklungsstufe. Im Gegensatz zum Naturalgeld ließ es sich unkompliziert zählen, lagern und transportieren.

Die Frühzeit der Münzprägungen (7. Jahrhundert v. Chr. bis 476 n. Chr.)

Muenze aus Lydien - 6. Jahrhundert v. Chr.

Die ersten unförmigen Stater-Münzen der Geschichte kamen aus Lydien, wo sie im 6. Jahrhundert v. Chr. den sagenhaften Reichtum des Königs Krösus begründeten. Metallklumpen aus Gold und Silber wurden damals zur besseren Unterscheidung einseitig mit dem Zeichen der Macht, Stier und Löwe, versehen. Die Perser, die Lydien eroberten, übernahmen diese Art der Münzherstellung. Von ihnen lernten die Griechen und später die Römer.

So kamen die Münzen mit den Legionen Roms auch nach Mitteleuropa und zu den Germanen. Unabhängig von Lydien und Europa entstand das Münzgeld etwa zur gleichen Zeit auch in China, wo vor 2500 Jahren die ersten Cash-Münzen mit runden und viereckigen Löchern gegossen wurden.

Antike Münzen

Die antike Drachme, eine Münz- und zugleich Gewichtseinheit, meist aus Silber, entstand ab dem 6. vorchristlichen Jahrhundert im hellenischen Kulturkreis. Eine gängige Prägung war neben den 1-Drachmen-Münzen die Tetradrachme (4 Drachmen).

Die Römer prägten vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. den Aureus, eine anfangs ca. 8,19 g schwere Goldmünze mit sehr hohem Feingehalt und sehr hohem Wert, der etwa dem Monatslohn eines Legionärs unter Kaiser Augustus entsprach. Die Aurei wurden von den jeweils regierenden römischen Kaisern herausgegeben und zeigten deren Porträts. Sie waren im gesamten damaligen römischen Einflussbereich verbreitet.

Neben zahlreichen Bronze-, Messing- und Kupfermünzen waren der Denar (lat. Denarius), eine Silbermünze von mittlerem Wert, und der Siliqua, eine sehr dünne römische Silbermünze geringen Wertes, weitverbreitete Zahlungsmittel der damaligen Zeit.

Die Münzen des Mittelalters (476 – 15. Jahrhundert)

Nach dem Ende des römischen Imperiums um das 6./7. Jahrhundert n. Chr. kehrte Europa vorübergehend zur Tauschwirtschaft zurück. Erst Karl der Große ordnete mit seiner Münzreform Ende des 8. Jahrhunderts das Geldwesen neu und führte den Denar in Silber und den Silberpfennig ein.

Kleine Pfennige und große Taler

Mit den Kreuzzügen und der Ausweitung des Gewürzhandels wurden schließlich auch größere, wertvollere Münzen benötigt als kleine silberne Pfennige wie dünne Brakteaten und Heller. In Deutschland wurden deshalb ab dem 14. Jh. die ersten Goldgulden nach florentinischem Vorbild geprägt. Das hierfür benötigte Edelmetall kam anfangs aus heimischen Flüssen, später dann zunehmend aus der neuen Welt.

Amerika lieferte zugleich reichlich Silber, was den Aufstieg des Ende des 15. Jh. eingeführten großen Silbertalers zur wichtigsten Handelsmünze Europas ankurbelte. Die für seine Prägung benötigten Silberschätze kamen aber auch aus den heimischen Bergwerken der Alpen und des Harzes.

Mittelalterliche Münzen weltweit ‑ eine kleine Auswahl

Der Solidus, eine von Kaiser Konstantin dem Großen bereits zu Anfang des 4. Jahrhunderts in Trier erstmals geprägte ca. 4,5 Gramm schwere Goldmünze, löste den Aureus als reichsweite römische Goldmünze ab.

Der silberne Schilling wurde nach der Münzreform unter Karl dem Großen im Jahre 794 die neue Silberwährung. Dabei entsprachen 20 Schilling einem Silberpfund von etwas mehr als 400 Gramm Silber.

In Südindien und Ceylon entstand im 9. Jahrhundert eine winzig kleine Goldmünze, der Fanam (auch Fanon), mit einem Gewicht von ca. 0,35 Gramm, entsprechend dem Gewicht eines Samenkornes des roten Sandelholz-Baumes. Der Fanam wurde erst 1835 durch die englische Kolonialverwaltung endgültig verdrängt.

Die Münzen der frühen Neuzeit (14./15. bis spätes 18. Jahrhundert)

Der Weißpfennig, eine silberne Groschenmünze des Spätmittelalters, verbreitete sich als Münze des täglichen Gebrauchs ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im niederrheinischen Raum. Der Groschen war ursprünglich eine massive Silbermünze, die bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Der Begriff Groschen hat sich bis zur Abschaffung der DM für die 10-Pfennig-Münze gehalten.

Eine andere damals weitverbreitete Münze war der Taler oder Silbertaler (bis Ende des 19. Jahrhunderts auch in der Schreibweise Thaler), der dem Wert eines Gulden entsprach. Verwendet wurde auch die Bezeichnung Guldengroschen. Taler hatten ein Gewicht von etwa 30 Gramm und waren für die damalige Zeit riesige Silbermünzen. Der sächsische Guldengroschen, Reichstaler, Laubtaler, Konventionstaler und Kronentaler sind nur einige Beispiele für die vielfältige Ausgestaltung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.

Florenz und Venedig – Italien als ein Zentrum der Finanzwelt

Der Goldgulden war eine im Heiligen Römischen Reich und fast ganz Europa weitverbreitete (Fern-) Handelsmünze. Seinen Ursprung hatte er bereits 1252 im italienischen Florenz. Der Oberbegriff Gulden wurde auch als Recheneinheit und für Silbermünzen verwendet. In Süddeutschland, der Schweiz und Österreich war der Kreuzer verbreitet und entsprach anfangs 1/72 Goldgulden.

Der Dukaten war eine Goldmünze mit einer für damalige Verhältnisse sehr stabilen Feinheit von 986/1000, die noch heute als Dukatengold bezeichnet wird. Der Golddukat wurde erstmals 1284 in Venedig geprägt, verbreitete sich von dort aus in ganz Europa und hatte vor allem im 14. und 15. Jahrhundert einen Status als Welthandelsmünze.

Die ersten europäischen Banken entstanden im 14. Jahrhundert in Florenz und schufen die geschichtlichen Grundlagen für das Buchgeld und das Girokonto.

Das 19. Jahrhundert ‑ Einführung von Mark und Banknoten

In Deutschland wurde mit der Reichsgründung im Jahr 1871 die Mark als einheitliche Währungseinheit eingeführt, weshalb das Münzgeld der deutschen Kaiserzeit eindrucksvoll die erste Währungsunion hierzulande dokumentiert und zugleich große Parallelen zur Einführung des heutigen Euro aufweist.

Im Kaiserreich wurden außerdem ab 1901 die ersten Mark-Gedenkmünzen in Silber geprägt. Sie schlagen damit eine historisch-thematische Brücke von früheren deutschen Geschichts- und Städtetalern bis hin zu modernen Gedenkmünzen mit landestypischen Motiven aus aller Welt.

Die Goldmark des Deutschen Kaiserreiches

Die Mark des Deutschen Kaiserreiches wurde von 1871 bis 1914 mit Nennwerten von 5, 10 und 20 Mark in Gold geprägt. Da sich die kleine 5-Mark-Goldmünze aufgrund ihrer geringen Größe als unpraktisch erwies, wurde diese nur bis 1878 ausgegeben. Die goldenen 10- und 20-Mark-Kurantmünzen blieben bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges in Größe, Gewicht und Feinheitsgrad unverändert.

Als goldgedeckte Währung war der aufgeprägte Wert jeder Goldmünze durch das in ihr enthaltene Gold gedeckt. Dieser Goldstandard garantierte die gesicherte Golddeckung der Währung und das Vertrauen darauf übertrug sich schnell auch auf die Banknoten.

Verbreitung von Banknoten

Das Papiergeld, das in anderen Regionen der Welt bereits wesentlich früher eingeführt wurde, entwickelte sich in Deutschland im 19. Jahrhundert zum allseits anerkannten Zahlungsmittel. Geldscheine waren genauso wie Münzen durch die Währungsreserve gedeckt und konnten jederzeit gegen Kurantmünzen (Münzen, deren Nominalwert durch das Metall, aus dem sie bestehen, meist Silber oder Gold, gedeckt ist) umgetauscht werden.

Die Zeit der Inflation (1919 – 1923)

Bereits im August 1914, kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde die bis dahin gültige Einlösepflicht der Reichsbank für Banknoten gegen Gold aufgehoben. Ende 1918 war der Krieg verloren und das Deutsche Reich mit 150 Milliarden Mark verschuldet.

Friedensvertrag und Reparationszahlungen

Nach dem Friedensvertrag von Versailles 1919 musste Deutschland an die Siegermächte hohe Reparationszahlungen in Form von Devisen, Goldmark und Sachwerten leisten. Anfang 1920 hatte die Papiermark, bezogen auf Ende 1914, im Verhältnis zur Goldmark und zum US-Dollar nur noch ein Zehntel ihres Umtauschwertes. Der weltweite Konjunktureinbruch der Jahre 1921 und 1922 verstärkte die Inflation dramatisch. Der Wert der Papiermark sank bis Oktober 1921 auf ein Hundertstel, bis Oktober 1922 auf ein Tausendstel.

Die Hyperinflation von 1923

1923 war Deutschland nicht mehr in der Lage, die Reparationen zu leisten. Es kam zur Hyperinflation. Geld, das morgens ausgezahlt wurde, war schon abends fast wertlos. Die Menschen versuchten, das Papiergeld so schnell wie irgend möglich in Sach- oder Ersatzwerte, beispielsweise Zigaretten, umzutauschen, was die Hyperinflation täglich weiter verstärkte.

Im November 1923 lag der Kurs für einen US-Dollar bei über 4 Billionen Mark, die deutsche Wirtschaft und das Bankensystem brachen zusammen.

Rentenpfennig und Rentenmark

Am 15. November 1923 kam es zur Währungsreform. Zehn Milliarden Mark entsprachen einem Rentenpfennig, eine Billion Mark einer Rentenmark, der späteren Reichsmark. Das Inflationsgeld in Form der alten Banknoten blieb noch bis Anfang 1925 als Notgeld zu diesem stabilen Kurs gültig.

Die Ära der Deutschen Mark (1948 – 2001)

Im Juni 1948 wurde die D-Mark in der amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszone und in den drei Westsektoren Berlins als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt und löste die Reichsmark ab. Quasi über Nacht endete der weitverbreitete Tausch- und Schwarzmarkthandel der Nachkriegszeit. Die Läden füllten sich, und für das neue Geld gab es endlich wieder etwas zu kaufen.

Die D-Mark ist in der Erinnerung vieler Menschen verknüpft mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und dem nachfolgenden Wirtschaftswunder. Am 1. Juli 1990 löste die D-Mark auch die Mark der DDR ab und blieb in ganz Deutschland bis zur Einführung des Euro am 1. Januar 2002 gültiges Zahlungsmittel.

Unbare Zahlungssysteme

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung gewann das Girokonto Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre an Bedeutung und verdrängte die bis dahin noch übliche Gehaltszahlung per Lohntüte. Auch Miete, Strom, Telefon und andere laufende Kosten wurden nun zunehmend unbar bezahlt. 1968 wurde die EC-Karte (heute Girokarte) eingeführt. Die heute bekannte Kreditkarte fand bereits 1949 ihren Anfang und gewann vor allem international schnell an Bedeutung.

Online Banking und E-Payment

Heutzutage ist das Online Banking (Homebanking) kaum noch wegzudenken. Die Online-Überweisung, das Online Payment und verschiedene Online-Bezahldienste ersetzen immer mehr die klassische Überweisung.

Im Internetzeitalter spielt E-Payment eine stetig größer werdende Rolle. E-Payment ist die Zahlung mit elektronischem Geld, das als Guthaben in einer virtuellen Geldbörse (Cyberwallet) oder auf einer Geldkarte gespeichert ist. Diese ist meist als Chip auf der Bankkarte integriert und wird typischerweise an Nahverkehrsautomaten, in Parkhäusern und an Zigarettenautomaten, hier zugleich als Altersnachweis, verwendet.

Der Euro (2002 bis heute)

Am 1. Januar 2002 wurde das Euro-Bargeld im Rahmen der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion in den ersten zwölf Teilnehmerländern Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien eingeführt.

Reaktionen auf den Euro

Die neuen Euromünzen und Banknoten wurden von den Bevölkerungen der Teilnehmerstaaten unterschiedlich aufgenommen. Die Reaktionen reichten von Euphorie über die neue gemeinsame Währung einerseits bis hin zu Trauer um die verlorene nationale Währung andererseits.

Auch nach mehr als zehn Jahren Gemeinschaftswährung gibt es in Europa unterschiedliche Auffassungen zum Euro. Viele Deutsche trauern heute noch ihrer "guten alten DM" nach und viele Briten würden niemals ihr geliebtes Pfund Sterling für den Euro aufgeben wollen.

Auf der anderen Seite stehen die unbestrittenen Vorteile einer Gemeinschaftswährung bei Reisen in Europa und bei grenzüberschreitenden Zahlungen sowie der Wegfall von Währungsschwankungen.

Mobile Payment

Mobile Payment bezeichnet Bezahlvorgänge mittels Einsatz mobiler Geräte. Mobiltelefone wie Smartphones oder Tablet-Computer werden hierbei für Bezahlvorgänge eingesetzt.

Seinen Ursprung hat das Bezahlen per Mobiltelefon in mobilfunknahen Dienstleistungen wie Handylogos und Klingeltönen oder für gebührenpflichtige Abstimmungen bei TV-Sendungen. Erst mit der Verbreitung von Smartphones konnte sich das Mobile Payment für breitere Nutzerschichten durchsetzen. Gleichzeitig eröffneten sich vielschichtige Nutzungsmöglichkeiten außerhalb der mobilfunknahen Dienstleistungen.

Mobile Payment wird heute meist im Bereich des Micro- und Macropayment, also für relativ geringe Beträge, eingesetzt. Die technischen Voraussetzungen sind aber noch sehr uneinheitlich. Zahlungen erfolgen über eine App oder auf der Basis von QR-Codes. Im Gegensatz zur Girocard, die nahezu flächendeckend Akzeptanz findet, wird die Zukunft zeigen, welche Standards sich beim Mobile Payment durchsetzen werden.