Numismatik

10 Euro Gedenkmünzen in "Polierte Platte" (PP)

Ansturm auf die 10-Euro-Silbermünzen

Seit die deutschen 10-Euro-Gedenkmünzen in Normalprägung aus Kupfer-Nickel sind, hat ein Ansturm auf die Ausgaben in "Polierte Platte" (PP) eingesetzt. Es sind jetzt die einzigen Silbermünzen-Neuausgaben der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Wert ist dadurch dramatisch gestiegen.

Die Gedenkmünze "125 Jahre Automobil" brachte die Zäsur: Seit dieser Ausgabe, die ursprünglich für Anfang Mai 2011 geplant war, bestehen die neuen 10-Euro-Münzen der Bundesrepublik Deutschland aus einer Kupfer-Nickel-Legierung (CuNi25 = 750 Tausendteile Kupfer, 250 Teile Nickel). Nicht alle freilich, die "Polierte Platte"-Version wird weiterhin aus Silber (625/1000) geprägt.

Diese Tatsache wirbelt den Markt durcheinander. Entschieden sich früher nur die besonders anspruchsvollen Sammler für die höchste Prägequalität "Polierte Platte" (PP) - auch Spiegelglanz genannt- , so stürzen sich heute alle auf diese Münzen, denn es sind die einzigen verbliebenen 10-Euro-Münzen Deutschlands aus Edelmetall. Wer also Silber will, muss jetzt Polierte Platte kaufen und den entsprechenden Aufpreis in Kauf nehmen.

10-Euro-Gedenkmünze "100 Jahre Hamburger Elbtunnel"

Künstler: Herwig Otto

 

Knappe Auflagen lassen den Wert der deutschen Silber-Euros steigen

Dass es einige Deutschland-Sammler geben würde, die deshalb auf "PP" umsteigen, war anzunehmen. Dass es aber offenbar so viele sind, überrascht auch Experten. Bereits vor Ihrem Erstausgabetag am 9. Juni 2011 waren die beiden Silbermünzen "125 Jahre Automobil" und "Frauenfußball-WM in Deutschland" offiziell ausverkauft. Nur noch im Handel sind diese beiden ersten Spiegelglanz-Silberzehner der neuen Ära zu bekommen. Natürlich nur zu höheren Preisen.

Gegenüber dem amtlichen Erstverkaufspreis, der sich aus dem Weltmarktpreis für das enthaltene Silber plus 10 Euro Aufschlag zuzüglich Mehrwertsteuer zusammensetzt, hatte sich der Preis schon in den ersten Tagen nach der Ausgabe teilweise mehr als verdoppelt, wie die "Financial Times Deutschland" (FTD) in einem Artikel vom 1. Juli 2011 feststellte. Dass sich sogar eine angesehene Wirtschaftszeitung wie die FTD mit diesem Thema beschäftigt (Überschrift: "Deutsche Silbermünzen sehr begehrt"), zeigt, wie dramatisch die Entwicklung in diesem Bereich des Münzenmarktes ist.

Rückseite der 10-Euro-Gedenkmünze "100 Jahre Hamburger Elbtunnel"

Der Grund für die Wertsteigerungen liegt vor allem in der Tatsache begründet, dass die Auflagen der PP-Versionen trotz des absehbaren Nachfrageschubs nur in geringen Auflagen geprägt werden. Das mag früher ausreichend gewesen sind, als auch die Millionenauflagen in Normalprägung noch aus Silber waren, verursacht heute aber einen Engpass, der die Preise befeuert.

Und noch ein Faktor kommt bei den ersten Ausgaben seit der Umstellung hinzu: Weil die Prägestätten nach der kurzfristigen, durch den Höhenflug des Silberpreises ausgelösten Entscheidung des Bundesfinanzministeriums zunächst einmal geeignete Münzrohlinge aus Kupfer-Nickel beschaffen mussten, verzögerten sich alle geplanten Ausgabetermine 2011 teils um Monate. Wer also zu den ersten gehören wollte, der die neuen Münzen besitzt, musste schon aus diesem Grund zur höchsten Prägequalität greifen. Für diese Version wurden die Spezifikationen ja nicht geändert und es konnten die vorhandenen Ronden genutzt werden.

 

Die Punzierung "Silber 625" als neues Unterscheidungsmerkmal

Erkennbar sind die beiden unterschiedlichen Versionen der neuen Generation einfacher als früher. Oftmals können weniger erfahrene Sammler einen perfekten Erstabschlag vor "125 Jahre Automobil" in "Stempelglanz" von einer Münze in "Polierter Platte" nicht auf den ersten Blick unterscheiden, wenn sich beide in Klarsichtkapseln befinden.

Erst wenn die Vergleichsstücke nebeneinander auf dem Tisch liegen, ist die Zuordnung eindeutig. Eben dies ist auch der Grund, warum seit der Umstellung auf den Wertseiten der Spiegelglanzmünzen die Punze "Silber 625" zu finden ist.

Künstlerin: Barbara G. Ruppel

10-Euro-Gedenkmünze "150 Jahre Entdeckung des Urvogels Archaeopteryx"

Die Normalprägung in Kupfer-Nickel dagegen weist keinen derartigen Stempel auf, der auf die Metall-Legierung hindeutet. Überdies sind die PP-Münzen, neben ihrer makellosen Prägung, jetzt auch an dem etwas helleren Silberfarbton zu erkennen. Nicht zuletzt gibt die Waage Aufschluss: Während die Edelmetall-Münzen weiterhin 16 Gramm wiegen, bringt es die Kupfer-Nickel-Version nur auf 14 Gramm. Übrigens: Nicht nur die aktuellen deutschen 10-Euro-Gedenkmünzen in Spiegelglanz sind offiziell ausverkauft, sondern restlos alle, die seit der Euro-Einführung 2002 erschienen sind!

Bis vor Mitte 2011 dagegen waren die PP-Münzen in den Verkaufslisten des BMF, bis auf wenige Ausnahmen, stets monatelang zum amtlichen Ausgabepreis im Angebot. Ein Grund mehr, warum auch die älteren Silber-Euros vor 2011 kräftig zulegten. Sammler, die heute ihre Deutschland-Kollektion rückwärts komplettieren wollen, müssen nun tiefer in die Tasche greifen. Nicht nur des gestiegenen Silberpreises wegen, sondern aufgrund des stark erhöhten Sammlerwerts, der sich aus dem knappen Angebot ergibt.

Dennoch – oder gerade deshalb – ist eine Silber-Euro-Sammlung der Bundesrepublik Deutschland in der höchsten Prägequalität heute begehrenswerter denn je.

Rückseite einer 10-Euro-Gedenkmünze von 2011

Künstlerin: Barbara G. Ruppel